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Freinsheim, den 30.06.2019

Liebe Freunde und Förderer des Schulhilfswerks,
sehr geehrte Damen und Herren!

„Es brennt!“ Wenn dieser Ruf erklingt, dann geht es um die Existenz. Da unterscheidet sich das Leben in Deutschland nicht von dem in Afrika. Menschenleben sind bedroht, schnelle Hilfe ist erforderlich. Zuerst bei der Bekämpfung des Brands, dann bei der Beseitigung der Schäden und beim Wiederaufbau. Wenn in einer afrikanischen Schule Räume in Flammen stehen, dann geht es fast immer auch um die Existenz der Einrichtung. Denn die wirtschaftlichen Verhältnisse erlauben so gut wie nie das Vorhalten von Reserven. Und genau die gleichen knappen Mittel verzögern auch den Wiederaufbau – von Versicherungsleistungen ganz zu schweigen.

Das Ausmaß des abgebrannten Dormitoriums.


Vor einigen Wochen – am 16. März – haben die Schlafräume im Internat der Visitation Girl’s Secondary School in der Diözese Moshi, Tansania, gebrannt. Sie ist uns im Schulhilfswerk seit vielen Jahren bekannt – der Name „Sanya Yuu“ steht programmatisch für das größte Mädchen-Schulprojekt in der Geschichte unseres Vereins. Wir waren – getragen von einer intensiven Spendentätigkeit unserer Mitglieder – von 1995 bis 2008 maßgeblich am Aufbau der Schule beteiligt. Sie zählt heute zu den am meisten angesehenen Bildungseinrichtungen im Land. Immer wieder bestätigen offizielle Auszeichnungen die Leistung der Schülerinnen und ihrer Lehrkräfte.

Noch sind die Ursachen des Brandes nicht aufgeklärt. Die Vermutungen gehen in Richtung elektrischer Störungen, zumal es auch in anderen, staatlichen Schulen in der Region in jüngster Zeit zum Ausbruch von Feuern kam. Von den 64 Mädchen, die in dem betroffenen „Dormitory“ ihre Unterkunft hatten, kam gottseidank keines zu Schaden. Sie teilen sich jetzt bis auf weiteres die Räume mit den Mädchen in unbeschädigten Gebäuden. Das abgebrannte Haus ist von Grund auf zerstört, ebenso große Teile der Einrichtung: Betten, Matratzen, Vorhänge.

64 Mädchen waren in dem Dormitorium untergebracht.

Um die Unterkunft wieder nutzbar zu machen und damit den Schulbesuch der betroffenen Mädchen wieder halbwegs normal zu gestalten, haben die Verantwortlichen vor Ort das Schulhilfswerk um dringende Nothilfe gebeten. Allen voran Fr. Deogratiias Matiika, der als Diözesanadministrator am gerade verwaisten Bischofsstuhl in Moshi die Verantwortung innehat. „Ich lege Ihnen die Hilfe für die Schule mit besonderer Dringlichkeit ans Herz“, schreibt er in seinem Empfehlungsbrief, der uns Anfang Juni erreichte. „Wir wissen den Dienst dieser Schule an der Erziehung der Jugend sehr zu schätzen – insbesondere für die Mädchen, die in vieler Hinsicht verletzbar sind.“ Vor allem ihnen zuliebe bitte er demütigst, dem Projekt Vorrang einzuräumen, damit in Sanya Yuu bald wieder geregelte Zustände herrschen.

Der Betrag, um den uns die Schulleiterin, Schwester Digna Kitira, bittet, beläuft sich auf gut 20.000 Euro. Das sind rund 70 Prozent der veranschlagten Summe. Den Rest übernehmen die Diözese sowie Spender aus dem Umfeld der Schule. Schnelles Handeln ist auch deshalb angesagt, weil der vorliegende Kostenvoranschlag wegen der galoppierenden Inflation in Tansania nur befristet haltbar ist.

Wir sind in diesem Fall dringend auf Ihre Unterstützung angewiesen. Da wir grundsätzlich immer alle verfügbaren Mittel sofort wieder für Projekte zur Verfügung stellen, kann das SHA nicht auf eine Art „Rettungsfonds“ zugreifen, um schnelle Hilfe zu leisten. Auch wollen wir nicht bereits zugesagte Fördermittel für andere Projekte verzögern. Denn die Verlässlichkeit unserer Hilfe soll nicht in Frage stehen: Keines der geförderten Projekte ist Luxus, keine Schule hat „Zeit“, um weiter abzuwarten. Wenn die Bitte um Unterstützung nach Deutschland gelangt, ist das in der Regel sowieso schon die letzte Chance, um Vorhaben noch zu verwirklichen.

Sanya Yuu ist unter vielen Vorzeichen eine besonders wertvolle Schule. Ihr Vorhandensein hat dafür gesorgt, dass in einem sehr armen, bedürftigen Landstrich die Mädchen eine ernsthafte Chance bekamen. Die wenigen Möglichkeiten an weiterführenden staatlichen Schulen erhielten damals eine tragfähige, langfristig angelegte Ergänzung. Für viele Mädchen bedeutete das nicht nur ein „weg von der Straße“, sondern einen ersten Schritt hin zu Bildung. Unter anderem wurden sie auf diese Weise mit den Risiken von AIDS und HIV vertraut. Die meisten von ihnen erhielten erstmals Zugang zu einem christlich geprägten Wertesystem, das ihnen selbst, aber auch ihren Familien neue Stärke gab.

Das abgebrannte Dormitorium

Über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg hat sich dieser Ansatz verselbständigt und vervielfältigt. Sanya Yuu steht mustergültig für all das, was das Schulhilfswerk für Afrika in den nunmehr 56 Jahren seines Bestehens nach Kräften gefördert hat: den Zugang zu Bildung zu erleichtern und die dauerhafte Wirkung einer fundierten Schulerziehung zu vermitteln. Wir bitten Sie daher von Herzen, den Wiederaufbau der zerstörten Gebäude in der Schule zu unterstützen.

Der Dringlichkeit dieses Anlasses fallen diesmal andere Berichte über unsere Arbeit „zum Opfer“. Wir werden Sie in einem gesonderten Brief im Herbst darüber informieren, was in den vergangenen 12 Monaten geschehen ist. Bis dahin möchten wir Sie auf unsere Website www.schulhilfswerk.de verweisen, auf der wir regelmäßig neue Informationen platzieren. Selbstverständlich geben wir auch auf individuelle Anfragen gern Antwort.

Im Namen der ungezählten Schülerinnen und Schüler in Afrika, die mit den Mitteln des SHA zu mehr Bildung und einem stabilen Lernumfeld gelangen konnten, bedanken wir uns für Ihre anhaltende und vertrauensvolle Unterstützung und Hilfe. Wir wissen, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist und wissen jeden Beitrag zu schätzen. Vergelt’s Gott!

Ihnen allen wünschen wir einen fröhlichen und entspannten Sommer – vielleicht verbunden mit Erinnerungen an die Freiheit und die Entdeckungsfreude früherer Ferienerlebnisse. Seien Sie behütet auf Ihren Wegen und begleitet von unserer Dankbarkeit.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Gierlich, 1. Vorsitzender

PS: Dass Ihre Spenden fast ungeschmälert bei den Projekten in Afrika kommen, liegt am geringen Verwaltungsaufwand des Schulhilfswerks
und der ausschließlich ehrenamtlichen Tätigkeit unseres Vereins.

Für 2018 können wir einen neuen Rekordwert verzeichnen: Nur 1,55 Prozent des Spendenaufkommens geben wir für Porto, Druck oder sonstige Unkosten aus. Das bedeutet: Von jedem Euro, den Sie uns anvertrauen, gelangen 98,45 Cent nach Afrika.