Freinsheim, August 2020
Liebe Freunde und Förderer des Schulhilfswerks,
sehr geehrte Damen und Herren!
Dass in unseren Briefen an Sie von Post die Rede ist, die uns erreicht hat, damit sind Sie ja vertraut. So soll es auch diesmal sein. Doch kam die Post diesmal nicht nur aus Afrika, sondern aus dem Inland. In den zurückliegenden Monaten hat uns eine Reihe von Mails, Briefen und Anrufen erreicht – nicht extrem viele, aber doch auffällig an der Zahl – in denen es vor allem um ein Thema ging. Zusammengefasst lautet es etwa so: „Wir haben uns immer wieder über Berichte aus dem Schulhilfswerk für Afrika gewundert, in denen davon die Rede war, wie sehnsüchtig sich Kinder und Eltern in Afrika ein geordnetes Schulleben herbeiwünschen. Wir konnten uns das kaum vorstellen. Jetzt, nach den Erfahrungen mit geschlossenen Schulen und Online-Unterricht im Freundes- und Bekanntenkreis hierzulande, machen wir uns einen ganz anderen Begriff davon.“
Womit auch die Brücke geschlagen ist zu den beiden Projekten, von denen wir Ihnen diesmal berichten wollen. Sie lagen bei der Frühjahrskonferenz des Vorstands – diesmal ebenfalls online absolviert – auf dem Tisch. Beide stehen beispielhaft für die Arbeit, die das Schulhilfswerk für Afrika nun schon im 57. Jahr leistet, und beide machen die Schlüsselrolle sichtbar, die ein geregeltes Schul- und Unterrichtswesen für die Entwicklung des Einzelnen, aber auch für jede Gemeinschaft, für jeden Ort hat.
In der Namagunga Pfarrei in Nukomo District von Uganda zum Beispiel braucht es ein Schlafgebäude für die Schüler. Das ist kein Luxus. Vielmehr stellt das Übernachtungsangebot sicher, dass die Kinder der St. Jude Wakiso Primary School es auch jeden Tag in den Unterricht schaffen. Wo die Eltern zu arm für eigene Fahrzeuge sind und das Land keinen Schulbus-Service anbietet, sind die täglichen Fußmärsche zur Schule und zurück ein mächtiges Hindernis für den regelmäßigen Schulbesuch. In diesem Fall führt der Weg zudem über einen dicht befahrenen Highway, der schon viele Fußgänger das Leben gekostet hat, wie Pater John Chrysostom Sserwadda berichtet, der Pfarrer der Gemeinde und verantwortlich für das Bauprojekt.
Um den Eltern die Furcht um das Leben ihrer Kinder zu nehmen und eine Antwort auf deren „Hilfeschrei nach mehr Sicherheit“ zu geben, hat Pater John in den vergangenen Monaten ein Gebäude geplant, das den Mädchen und Jungen dieser Grundschule Schutz und Sicherheit gibt. Damit soll die Akzeptanz der gut besuchten und von der Gemeinde hochgeschätzten Schule bewahrt bleiben, schreibt er. „Vor allem für die arme Bevölkerung ist das wichtig.“ Zudem erwartet er, dass St. Jude Wakiso wegen des guten Rufes auch weiterhin mit steigenden Schülerzahlen rechnen kann.
Das Schulhilfswerk hat diese Schule mit Ihrer Unterstützung schon in der Vergangenheit gefördert. Wir bitten Sie, uns auch dieses Mal wieder zur Seite zu stehen. Von den Gesamtkosten in Höhe von rund 15.000 Euro bringt die Gemeinde knapp ein Zehntel selbst auf, für den Rest hat sie unsere Hilfe erbeten.
Ebenfalls in Uganda ist die St. Mary Girl Child Foundation Nursery School beheimatet. Dort geht es um drei Klassenräume, in denen Mädchen unterrichtet werden sollen. Es gäbe in dieser abgeschiedenen Region noch immer das kulturelle Problem, dass Mädchen als weniger wertvoll angesehen würden als Jungen, schreibt uns der zuständige Pfarrer in der Diözese Nebbi, Bruder Jildo Megruber. Schulische Bildung werde daher häufig als unnütz betrachtet, die Mädchen von den Müttern – denen es auch schon so ging – lieber im Haushalt oder in der Landwirtschaft eingesetzt. Dauerhaft führe das nicht nur zu einer massiven Diskrepanz bei den Chancen für Männer und Frauen, eine bezahlte Arbeit zu finden; es mindert, so schreibt Bruder Jildo, auch die Bereitschaft der Familien, das Angebot der Kirche für seelische, schulische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung anzunehmen.
Wenn sich dieser Landstrich, in dem noch immer Spätfolgen des Bürgerkriegs zu spüren seien, in ähnlicher Form erholen und weiterentwickeln soll wie andere Teile des Landes, dann ist es nach Bruder Jildos Worten unerlässlich, „dass Schulerziehung für Mädchen angeboten, dass zu ihrer Teilnahme ermutigt und dass sie in der Folge ausgebaut wird, denn wenn diese Mädchen zu Frauen und Müttern werden, dann werden sie auch zu den Säulen der Menschlichkeit“. Schon damit sie selbst ihren Kindern das Wort Gottes weitergeben können, sei es unerlässlich, dass sie das Lesen und Schreiben beherrschen – nicht zu schweigen von den vielen anderen Aufgaben eines Familienlebens.
Das Projekt wird sich um Mädchen im Alter zwischen 3 und 10 Jahren kümmern. Es soll in den kommenden Jahren Schritt für Schritt aufgebaut werden, um Jahrgang um Jahrgang an das Prinzip „Lernen“ heranzuführen. Auf drei Jahre Vor-Schule folgen dann vier Jahre Grundschul-Ausbildung. Die entsprechenden Lehrkräfte sind bereits vorhanden. Was es nun noch braucht sind passende Unterrichtsräume, damit die Mädchen ein Dach über dem Kopf haben und auch sonst gut geschützt sind.
Gut 85 Millionen Ugandische Schilling haben die Marianischen Brüder, die das Projekt tragen, für den Bau der drei Klassenräume veranschlagt. Ein Drittel davon wird vor Ort aufgebracht, die restlichen 58 Millionen Schilling – das entspricht 14.500 Euro – sind der Betrag, den sie als Unterstützung vom Schulhilfswerk erbitten. Wir legen diese Bitte jetzt Ihnen ans Herz, verbunden mit der Empfehlung, diese große Chance für die Mädchen von Nebbi zu verwirklichen.
Vielen Dank, dass Sie sich für diese beiden Projekte interessieren, die hierzulande „nichts Besonderes“ wären, in Afrika aber für viele Menschen die Welt verändern. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe bald die Zusagen für eine Unterstützung geben können.
Für Ihre Treue und Ihre Hilfe sagen wir an dieser Stelle ein herzliches Vergelt’s Gott! Wir wünschen Ihnen einen fröhlichen Sommerausklang und stets gute Gesundheit.
Mit herzlichen Grüßen
Anne Gierlich, 1. Vorsitzende