Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde und Förderer des Schulhilfswerks!
Wer einen Weltatlas zur Hand nimmt oder auf einer der vielen digitalen Landkarten im Internet nachsieht, wo sich denn „Mbuku – Kuimba“ befindet, der wird zwar fündig, wird aber im nächsten Moment feststellen, dass dieses kleine Dorf sehr weit entfernt ist von Allem, was man hier in Europa von der Demokratischen Republik Kongo kennt. Man muss schon einen ziemlich großen Maßstab wählen, damit am Rande der Karte die Hauptstadt Kinshasa auftaucht. Im Süden aber rückt ein Ort ins Blickfeld, der allen, die das Schulhilfswerk schon länger kennen, sofort vertraut ist: Boma, Sitz der gleichnamigen Diözese.
Immer wieder haben wir dort Schulprojekte mit großem Erfolg unterstützt und damit dazu beigetragen, dass in dieser ländlichen Region fernab der Metropole für die afrikanischen Kinder der Zugang zu Bildung möglich wird.
Einer, mit dem wir dafür zusammengearbeitet haben, ist Pfarrer Abbé César Ndele Tsumbu. Dabei ist eine Primarschule im Regenwald entstanden, einfach und zweckmäßig, die sich inzwischen zum Zentrum des Dorfes entwickelt hat. Der Pfarrer ist jetzt der zuständige Referent für ein neues Schulprojekt, bei dem er uns um Unterstützung bittet. Diesmal handelt es sich um eine Sekundarschule am gleichen Ort, vergleichbar mit hiesigen Schulen für die 7. bis 12. Klasse. Im Kongo besteht die Schulbildung aus Primarschule, 6 Jahre, und Sekundarschule, ebenfalls 6 Jahre.
Die neue Schule also soll Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren, welche die Primarschule erfolgreich abgeschlossen haben, auf dem Weg zu Abitur und Hochschulreife begleiten. Wenn es gelingt, in Afrika ein solides Schulfundament zu errichten, können wir regelmäßig die Entwicklung beobachten, daß Eltern und Kinder Vertrauen gewinnen und Hoffnung und Wunsch wachsen, darauf die nächsten Schritte in der Bildung aufzubauen.
Bei diesem Projekt geht es allerdings um noch mehr. Denn bis jetzt müssen die Absolventen der Primarschule Mbuku – Kuimba I eine weit entfernte Sekundarschule besuchen, um ihren Abschluss zu machen. Den Weg müssen sie natürlich täglich zu Fuß erledigen – hin und zurück – unter oft unwirtlichen Bedingungen. Ein Schuljahr, von Anfang September eines Jahres bis Ende Juli des darauffolgenden Jahres, kennt zwei Monate Trockenzeit und sieben Monate Regenzeit. „Im feuchten tropischen Regenwald regnet es weder wenig noch selten“, schreibt Abbé César Ndele Tsumbu. „Und wenn es regnet, werden die Straßen und Wege schlammig, glatt und rutschig.“ Das kostet Kraft und Zeit, die dann fürs Lernen fehlen.
Dieses Problem soll nun die neue Sekundarschule in Mbuku – Kuimba I lösen, die geographisch in der Mitte des Einzugsgebietes liegt. Neben dem Gebäude selbst umfasst der Unterstützungsantrag auch den Bau von Toiletten für Schulkinder und Lehrpersonal sowie die Ausstattung der Räume mit insgesamt 150 Schulbänken. Dank einer sehr schlichten Ausführung, nicht vergleichbar mit den ergonomisch geformten Produkten hierzulande, kommt es hier zu einem für deutsche Beobachter noch immer erstaunlich günstigen Stückpreis:, nämlich 30 US-Dollar. Das gesamte Projekt beläuft sich auf 26.000 Dollar, das Grundstück stellen die Einheimischen.
Wegen der großen Bedeutung der neuen Sekundarschule für die Bewohner in einer benachteiligten Gegend und wegen der sehr guten Erfahrungen in der Zusammenarbeit, hat der Vorstand des SHA beschlossen, dieses Projekt nachhaltig zu fördern. Wir bitten Sie dabei um Ihre Hilfe.
Die zweite Aufgabe, die wir angenommen haben und die wir Ihnen in diesem Sommerbrief vorstellen, kommt ebenfalls aus einer bestens vertrauten Region: der Diözese Nebbi in Uganda. Sie liegt mehr als 400 Kilometer von der Hauptstadt Kampala entfernt im Nordwesten des Landes – ebenfalls eine abgelegene, ländlich strukturierte Gegend. Auch dort hat das Schulhilfswerk schon mehrfach bei Projekten zur Seite gestanden.
Dieser nördliche Teil Ugandas hat in der Vergangenheit viele Herausforderungen und politische Instabilitäten erlebt, unter anderem während der Kriege von Idi Amin Dada, der als Präsident das Land mit eiserner Hand regierte. Dies hat es für viele Menschen schwierig gemacht, eine gute Ausbildung zu erhalten. Viele Kinder und Jugendliche wurden als Waisen auf den Straßen und in den Dörfern zurückgelassen und es gibt eine große Anzahl von Schulabbrechern wegen fehlender finanzieller Möglichkeiten sowie den weiten Entfernungen zu Schulen und Berufsschulen.
„All das beeinträchtigt die Produktivität der Menschen bei der Ausübung ihres Glaubens, so dass trotz einer großen Zahl von Christen die Mittel zur Entwicklung dieser Diözese ohne externe Unterstützung zu einer echten Herausforderung gerät“, schreibt uns Pater Kenedy Kermu. Er bittet um einen Betrag von 8.200 Euro, um zwei weitere Klassenräume für die St. Lawrence Primary School errichten zu können. Sie soll in der Gemeinde Paromo entstehen. Weitere 5.300 Euro für das Projekt bringt die Gemeinde selbst auf.
Diese Mittel sollen vier Ziele erfüllen:
Ø Das Errichten von Klassenräumen für die Schulkinder
Ø Schaffung einer guten Lernumgebung für die Kinder.
Ø Hilfe für die Eltern und anderen Beteiligten, die Bedeutung von Bildung zu erkennen.
Ø In besserer Qualität zu bauen, um Schäden und Zerstörung durch schlechtes Wetter zu minimieren.
Die bestehende Schule befindet sich in einem ärmlichen Umfeld. „Wir sind dankbar, dass Sie zwei Klassenzimmer gebaut haben, und wir bitten um zwei weitere, um mehr Klassenräume zu schaffen. Andere Klassen werden bisher unter Bäumen unterrichtet. Diese finanzielle Bitte um Unterrichtsräume wird der Schule die Möglichkeit geben, auch weitere Klassen aufzunehmen“, schreibt Pater Kenedy Kermu. Er verspricht sich damit vor Allem eine Wiederbelebung des Interesses an Schule: „Aufgrund zu weniger guter Klassenräume haben viele Kinder den Unterricht aufgegeben und die Schule verlassen.“ Diesen Effekt gilt es zu stoppen und „Schule“ wieder zu einem erstrebenswerten Ziel zu machen. Dabei will das Schulhilfswerk nach Kräften unterstützen.
Zum Schluss dieses Briefes möchten wir mit Ihnen einen Blick in den Kalender werfen. Ende Juli ist darin ein stiller Held der frühchristlichen Geschichte verzeichnet: der heilige Christophorus. Die Legende erzählt, dass er auf seinen Schultern des Christuskind durchs wilde Wasser getragen hat – und mit ihm die Last der Welt. Dank Ihrer Unterstützung kann das Schulhilfswerk nun seit mehr als 60 Jahren ebenfalls Lasten übernehmen, die für Kinder und Eltern in Afrika nicht zu tragen sind. Denn eine zuverlässige und weiterführende Bildung überschreitet fast immer und überall deren finanzielle Möglichkeiten. Wann immer die Betroffenen sich entscheiden, die Chancen zu ergreifen und den anstrengenden Weg zu gehen, haben sie unseren Beistand von Herzen verdient. Dass Sie diesen Gedanken, diese Haltung mit uns teilen, erfüllt uns mit Freude und Dankbarkeit.
Für die bevorstehenden Sommerwochen wünschen wir Ihnen eine erfüllte Zeit und viele glückliche Stunden. Bitte bleiben Sie uns und unserer Arbeit gewogen!
Es grüßt Sie herzlich
Anne Gierlich
1. Vorsitzende