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                                                                          Freinsheim, den 19.11.2023


Liebe Freunde und Förderer des Schulhilfswerks,
sehr geehrte Damen und Herren,

wie jedes Jahr, wenn es auf Weihnachten zugeht, reifen in uns Menschen die Überlegungen, wie und womit wir andere glücklich machen können. In dem Teil der Welt, in dem wir leben, genügt oft ein Bummel durch die Innenstadt und der Gang ins eine oder andere Geschäft, um etwas Schönes zu erwerben, dass wir dann weiterverschenken. Manchmal an andere, manchmal an uns selbst. Denken wir nur an die vielen hübschen Kleidungsstücke, die wir dann ohne große Mühe unser Eigen nennen.

Vier, fünf Generationen vor uns war derlei noch die Ausnahme. Die wenigsten konnten sich einen Schneider leisten. Die meisten haben ihr Gewand – mal abgesehen von einer edlen Sonntags- oder Feiertagskluft – selbst genäht, gestrickt oder gehäkelt. Womit wir beim Blick in einen anderen Teil der Welt wären, in dem heutige Generationen noch so handeln müssen. Oder wo innerhalb von Dorfgemeinschaften die Arbeit so aufgeteilt ist, dass die verschiedenen Handwerker sich die Aufgaben teilen, um die Nachbarschaft zu versorgen. Nicht aus Nächstenliebe, sondern weil das Broterwerb und etwas weniger Abhängigkeit bedeutet. Wir schauen also nach Afrika.

Von dort hat uns aus dem Training Center of Little Sisters of Mary Immaculate in Gulu/Uganda eine Bitte erreicht. Ob das Schulhilfswerk nicht mit 6.800 Euro den Erwerb von Nähmaschinen unterstützen könne? Rev. Sr. Jeska Canpara Alam schreibt uns, dass in diesem Zentrum versucht wird, Mädchen und Frauen eine zweite Chance zu geben, die aus unterschiedlichsten Gründen ins Stolpern geraten sind. Das bedeutet: Sie mussten die Schule verlassen, weil sie zu arm sind, um sich einen längeren Besuch leisten zu können. Oder weil sie schon als Teenager schwanger oder viel zu früh verheiratet wurden, um sich noch um Schule kümmern zu können.

„Wir glauben, dass es eine Frage der Gerechtigkeit ist, dass jedes dieser Mädchen die Chance bekommt, eine Art Ausbildung zu bekommen, die es ihnen ermöglicht, auf eigenen Beinen zu stehen und zum wirtschaftlichen Erfolg ihrer Gemeinschaft beizutragen“, schreibt Sr. Jeska.
„Dann können sie für sich selbst und ihre Kinder aufkommen.“ Gerade in ihrer Region, Teil der Diözese Nebbi, einem der abgelegensten und ärmsten Landstriche in Afrika, fehle es jungen Frauen und Müttern an Unterstützung durch ihre Familien, oft auch weil die Eltern nicht mehr leben. Mit dem Nähprojekt will das Zentrum einen Ausgleich schaffen.

„Die Mädchen und jungen Frauen von heute werden diese Gemeinschaft in Zukunft tragen und erhalten müssen“, heißt es in dem Brief. „Ein ausgebildetes Mädchen heute ist eine ausgebildete Frau morgen. So können sie die Aufgabe meistern, zur Gestaltung und guten Entwicklung ihrer Gemeinschaft beizutragen. Wenn einem Mädchen jedoch die Ausbildung fehlt, wirkt sich das vielleicht über mehrere Generationen hinweg negativ aus.“

Unser Vorstand hat deshalb beschlossen, diese Bitte aufzugreifen und die Menschen dort zu unterstützen. Zumal die Gemeinschaft vor Ort dafür selbst schon 1.000 Euro gesammelt hat. Vielleicht ist auch für Sie die Vorstellung, dass ein junges Mädchen in Afrika das Nähen lernt, statt in Armut und Prostitution abzugleiten, einen Gedanken zur Hilfe wert.

In eine ähnliche Richtung zielt ein anderes Projekt, das wir Ihnen auch ans Herz legen wollen. Immer wieder in den inzwischen 60 Jahren Bestehen des Schulhilfswerks sind Anfragen an uns herangetragen worden, die auf den ersten Blick nichts mit Unterricht und Schule zu tun zu haben scheinen. Die Betonung liegt auf „scheinen“. Denn fraglos ist ein Klassenzimmer wenig wert, in das es durch ein kaputtes Dach regnet. Oft sind die Kinder nur eingeschränkt lernfähig, weil es an der Schule kein Wasser gibt und sie es von Flüssen und Quellen kilometerweit heranschleppen müssen. Keine Frage also: Um das wirklich zu machen, was sich das SHA zum Ziel gesetzt hat, ist immer wieder auch unser Beitrag zu einer funktionierenden Infrastruktur nötig.

In Uganda, einem Land, das von einem vernünftigen Nahverkehr nicht einmal träumen kann, sind die weiten Entfernungen zwischen Wohnort und Schule oft ein unüberwindbares Hindernis. Eltern haben Angst um ihre Kinder, die kaum in der Lage sind, jeden Tag die vielen Kilometer zum Unterricht zu Fuß zurückzulegen. Um ihnen dennoch den Schulbesuch zu ermöglichen, versuchen die Schulen mit dem Bau von Schlafhäusern Abhilfe zu schaffen. Weit entfernt von hiesigen Internat-Standards bedeutet das: einfachste Einrichtungen zum Schlafen und für Hygiene.

Dieser Tage hat uns eine Bitte von Rev. Bro. Tom Amagule von den Marianischen Brüdern erreicht, die genau eine solche Aufgabe schildert. Er kümmert sich um die Immaculate Heart Seconday School in Yumbe im nördlichen Uganda, nahe den Grenzen zum Südsudan und Kongo. Diese Schule verfügt zwar schon über Schlafräume, aber es mangelt an Betten.
Die wenigen, die vorhanden sind, teilen sich immer mehrere Schüler, die sich dort „hineinstapeln“. Der Rest der Kinder schläft auf dem Boden. Der zentrale Grund dafür ist das Anwachsen der Schülerzahlen. Das hat einen einfachen Grund, welchen wir im SHA ebenfalls seit Jahrzehnten beobachten: Sobald es ein verlässliches Schulangebot an einem Ort gibt, spricht sich das herum und immer mehr Eltern senden ihre Kinder dorthin. Denn sie wissen: Bildung ist der einzige Aus-weg aus Armut. In Yumbe sind die Schülerzahlen kontinuierlich gewachsen – von 54 im Jahr 2004 auf aktuell 398. Da reichen die ursprünglich geplanten Kapazitäten bei weitem nicht mehr aus.

Um einen ausgeruhten Schulbesuch zu ermöglichen, möchte Bro. Tom nun Metallbetten in ausreichender Zahl beschaffen. 55 Stück werden benötigt, die Kosten dafür belaufen sich einschließlich Transport und Aufbau auf rund 8.500 Euro. Ein bescheidener Betrag, der umso erstaunlicher ist, wenn man bedenkt, welche nachhaltige Wirkung auf Schule und Schüler er entfaltet. Wir wollen Ihnen daher auch dieses Projekt sehr ans Herz legen.

Wir werden, ganz im Sinn unseres Gründers Kurt Gierlich, der vor 60 Jahren das Schulhilfswerk ins Leben gerufen hat, unsere Arbeit so weiterführen, dass wir die drei im Namen enthaltenen Aufgaben „Schule“, „Hilfe“ und „Werk“ im besten Sinne für die Empfänger aufnehmen.

Für Ihre langjährige Treue und enorme Hilfe bedanken wir uns im Namen der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und Lehrer, der Schwestern, Brüder und Priester in Afrika von Herzen.

Wir wünschen Ihnen eine ruhige und besinnliche Adventszeit, ein friedvolles Weihnachtsfest ein glückliches Ende dieses und einen hoffnungsfrohen Beginn des neuen Jahres!

Vergelt’s Gott und bleiben Sie gesund!

Mit herzlichen Grüßen,

Anne Gierlich, 1. Vorsitzende